Wenn man von Santorini spricht, haben viele ein Bild vor Augen: eine leuchtend weiße Stadt mit türkisblauen Kuppeln, Meer und atemberaubenden Sonnenuntergängen. Ich hatte ebenfalls schon das ein oder andere gehört, also beschlossen wir uns die berühmte griechische Insel anzusehen – im Winter.
Nachts kamen wir nach einer zehnstündigen Fahrt mit der „Anek“ Fähre von Athen an. Die lange Fahrtzeit hätten wir uns auch sparen können, indem wir die schnelle Fähre für sieben Stunden gebucht hätten – da wir aber nicht um sechs Uhr morgens am Hafen in Piräus sein wollten, nahmen wir das Rumdümpeln in Kauf. Die Zeit nutzten wir um unsere letzten Vorräte vom Markt zu snacken, Filme anzuschauen oder draußen am Deck die Sonne zu genießen. Da wir seit unserer Ankunft in Griechenland Dauer-Appetit hatten, probierten wir das Essen der Kantine auf dem Schiff und waren komplett überrascht: das „Giovetsi“, ein typisch griechisches Gericht mit kleinen Nudeln die aussehen, wie dicke Reiskörner mit dem zarten Lammfleisch und der Soße war unheimlich lecker!
Santorini an sich, so warnten uns einige schon im Vorhinein, ist sehr teuer. Vor allem in der Hochsaison kann ein kleines Apartment mehrere hundert Euro kosten. Da wir aber komplett außerhalb von der Saison im März dort waren, bekamen wir ein großes Apartment mit Küche und Terrasse für vier Personen für 200€ und vier Nächten. Von der Bushaltestelle „Santorini mou“ wurden wir von einem netten Griechen abgeholt, der uns durch die verwinkelten weißen Gassen zu unserem kleinen Paradies führte.
Natürlich wollten wir das Panorama der Stadt ebenfalls begutachten das sich, wie sich herausstellt, am nördlichsten Punkt in „Oia“ oder wie die Griechen es sagen „Ia“ befindet. Von unserem Apartment in Finikia gingen wir zehn Minuten zu Fuß und waren wirklich von der Schönheit der Gebäude mit bunten Farben begeistert. Wir fanden einen schönen Aussichtspunkt und schauten uns die Gegend an. Dort stellten wir überrascht fest, dass fast die ganze Stadt noch im Winterschlaf war und die Leere und Stille nur von den vielen Bauarbeitern, die die Häuser und Läden restaurierten unterbrochen wurde.
In einem Klamottenladen unterhielten wir uns mit dem Besitzer, der wie wir erfuhren, der Bürgermeister von Oia ist. Er klärte uns über die Situation auf: die Bauarbeiten gingen bis zum 15. März, da bis zum 1. April die Stadt blitzsauber gemacht werden würde für den Touristen Ansturm, der dann beginnen würde, denn ab da drehte sich in Santorini alles um den Tourismus. Um die Leere der Stadt zu überbrücken, hatten wir bis dahin jedoch eine andere Dauergesellschaft: Katzen. Zu meiner außerordentlichen Begeisterung breitete sich die Katzenkolonie bis zu unserer Finka aus. Für Katzenliebhaber aber ein wahres Paradies!
Da Aktivitäten in Santorini zu dieser Zeit begrenzt sind, unternahmen wir auch eine Wanderung von Fira nach Oia, die ungefähr 2-3 Stunden ging. Diese führte durch die Stadt und über die Vulkanlandschaft – ein wirklich toller Weg!
Trotz Nebensaison gab es dennoch einige Besucher, die uns einen Vorgeschmack in den Wahnsinn im Sommer gaben: in der leeren Stadt liefen neben Bauarbeitern auch Frauen in glitzernden Ballkleidern und Männer in Anzügen rum, die mit einem Fotografen durch die Stadt dackelten, oder Familien, die im „Senf-Gelb Motto“ im Partnerlook zum Aussichtspunkt gingen, um ebenfalls das perfekte Foto für die Familien-Grußkarte zu Weihnachten zu schießen. Eine weitere Variante waren die Selfie Damen und Herren – diese schienen wie eine festhängende Schallplatte im selben Ablauf fest zu hängen: Haare richten, Selfie-Position einnehmen, Winkel anpassen, Foto schießen, Kunstwerk begutachten, repeat (ungefähr 30 mal).
Am Tag der Abreise hatten wir ungefähr zehn Stunden tot zu schlagen, da unsere Fähre nach Athen erst um 23 Uhr abends fuhr. Den Tag nutzten wir in Fira um bei unserem Ex-Rasta Freund „Lucky‘s Souflakis“ das leckere Fleisch frisch vom Grill zu essen, Wäsche zu waschen und in der Sonne bei Wind das Meer zu genießen. Abends gingen wir in ein süßes griechisches Restaurant, „Triana Restaurant Fira“, das unsere Aufmerksamkeit schon einige Tage zuvor auf sich zog: hier gab es traditionelle, griechische Küche mit einem neuen, jungen Besitzer, Spiros. Dieser kümmerte sich um uns und wir tranken Wein, aßen leckere Vorspeisen und griechische Gerichte, die definitiv alle selbst und frisch zubereitet waren, denn das konnte man schmecken. Wir hatten also Glück und fanden endlich ein authentisches griechisches Restaurant, in dem auch einheimische aßen und wir nicht in die typische Touri-Falle mit Fertigessen tappten.
Unser Urlaub im März war also nicht das komplette und klassische Santorini-Package, denn wir mussten wenig Aktivitäten auf der Insel, mit Baustellen und fliegenden Plastiktüten (davon gab es hier viele) in Kauf nehmen. Auf der anderen Seite hatten wir jedoch erschwingliche Preise, ein kostengünstiges Apartment und einen Urlaub, in dem wir hinter die Kulissen blicken konnten, ohne Touristen im Bild der berühmten Stadt.
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