Nach einer Fahrt durch die Nacht mit der Fähre von Santorini zurück nach Athen und verdrehten Embryo-Schlafpositionen, kamen wir müde um 9 Uhr morgens in Piräus an. Dort deckten wir uns wieder mit Hamstereinkäufen ein: griechisches Brot, Oliven, eingelegte Peperoni, Gebäck und Obst. Mit vier Tüten voll mit Essen, unseren Backpacks, Zelt und Schlafsack machten wir, die Packesel, uns auf die Reise Richtung Corinth, um die Peloponnes zu erkunden.
Eine Fahrt die ursprünglich 2-3 Stunden zu unserem Ziel Nafplio dauern sollte, kostete uns den ganzen Tag. Wir fuhren zwei mal in die falsche Richtung mit dem Zug, zehn Minuten mit dem Taxi, knapp drei Stunden mit dem Bus, zwei Stunden Wartezeit und zum Schluss noch Trampen, um ins komplett abgelegene “Iria Beach Camping” am Land zu kommen, da dieses das einzig offene in mehreren Kilometern im März war. Dieses war zwar von Nafplio mit dem Auto nur eine halbe Stunde entfernt, jedoch gab es keine Anbindungen, um dorthin zu kommen. Eine nette Dame mit zerdelltem Auto nahm uns Streuner von der Straße, die fröhlich die Daumen rausstreckten, mit. Tipp: es geht auch einfacher, denn von Nafplio nach Athen fährt ein Bus auch direkt. Mit der „Rome2rio“ Seite und vor allem an den Schaltern konnten wir einfach die öffentlichen Verkehrsmittel in Griechenland ausfindig machen.
Im Camp war nichts los, weshalb wir am nächsten Tag wieder per klassischem Trampen in die schöne Stadt Nafplio fuhren. Nach nur ein paar Metern und einigen verwunderten Blicken, was zur Hölle zwei junge Touristen am Land auf der Schotterstraße zwischen den Mandarinen und Zitronenplantagen zu suchen hatten, wurden wir von einem netten griechischen Bauer in seinem Truck mitgenommen. Da wir nicht Griechisch und er nicht Englisch sprechen konnte, unterhielten wir uns mit Händen und Füßen. Nach einer zwanzig minütigen Fahrt ließ er uns an einer Bushaltestelle raus und wir fuhren die letzten zehn Minuten mit dem Bus, denn wir waren wieder in der Zivilisation angekommen. Draußen in der Pampa klappte das Trampen unheimlich gut, vermutlich da die Menschen, die uns mit ihren Autos begegneten wussten, dass wir sonst nicht viele Optionen hatten und ein Verantwortungsgefühl empfanden.
Nafplio bescherte uns einige Bummel-Stunden und ein gemietetes Moped vom netten Griechen George, mit dem wir mit 50km/h zurück in die Pampa gurken konnten. Am nächsten Tag trafen wir Maren, eine nette alte Dame, die im Bus von Nafplio mit ihrem bunten gelben Rucksack, ihrer knallroten Jacke, großen lila Brille und ihrem perfekten Griechisch auffiel. Wir ergriffen die Gelegenheit und schrieben unsere Nummer mit einer kleinen Nachricht auf einem Zettel „Kaffee gefällig?“ auf. Wir trafen sie in einem Café in Drepanon und unterhielten uns über ihre Geschichte und warum sie nach Griechenland auswanderte. Sie erzählte, dass sie seit 39 Jahren in Griechenland wohnte – Grund für Ihre Ausreise: der griechische Musiker Mikis Theodorakis, dessen Musik sie noch in Deutschland in ihren Zwanzigern in den Bann zog.
Nach einem sehr starken, griechischen Kaffee, der mich für einige Stunden in einen unruhigen Zittermodus versetzte, fuhren wir mit dem Moped nach Epidauros zum antiken Theater. Wiedermal kam uns die Nebensaison zu Gute, da das imposante Theater nur wenig besucht war und wir die charakteristische Akustik des Theaters in Ruhe ausprobieren konnten. Und das Beste: als unter 25-jährige durften wir umsonst das Theater betreten.
Abends flitzten wir mit dem Moped mit 50km/h durch die wunderschöne griechische Landschaft, zwischen Olivenbäumen, Bergen, Mandarinenplantagen und Menschenleere hindurch. Vasili, der Besitzer des Camps organisierte uns für unsere Heimreise am nächsten Tag sogar einen netten Herren, der uns aus der Pampa nach Nafplio brachte, da wir zu zweit mit Rucksäcken und Schlafsack nicht auf das kleine Moped passten. Wir brachten George unser Moped zurück und lagerten unsere Rücksäcke bei ihm. Wir besuchten die „Palamidi Festung“ aus dem 18. Jahrhundert, zu der gefühlt 1,678,450 steile Treppen hinauf führten, die dafür sorgten, dass ich, die Sportskanone mit Atemnot oben ankam – einen schönen Ausblick gab es jedoch zur Belohnung.
Bevor wir mit dem Bus zum Flughafen geschleust wurden, entdeckten wir noch ein klassisches griechisches Restaurant, „Karamalis Tavern“, wo wir frischen Fisch, Fleischgerichte, eine Weinblätter Vorspeise und dazu eine Nachspeise aufs Haus bekamen. Hier gab es leckere Tagesgerichte, die uns vom Kellner vorgestellt wurden und die auch viele Einheimische anzogen.
Unser ursprünglicher Plan, mit der Fähre von Patras nach Ancona und von dort einen Bus zurück nach Deutschland zu nehmen, um Flugzeuge zu vermeiden, fiel aufgrund der Corona-Zeiten flach. Dennoch wäre es eine entspannte Fahrt übers Meer gewesen, die uns hin und zurück pro Person nur 150€ gekostet hätte. Wer also ein paar Tage übrig hat, kann sich eine alternative Reise mit der Fähre überlegen, da diese umweltfreundlicher, billig und entspannt ist!
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