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Bio-Lebensmittel sind in Wirklichkeit nicht teuer

Lavendelernte des Bio-Duftöl- und Kosmetikherstellers Taoasis in Detmold / oragnic lavender harvest of Taoasis in Detmold, 21.7.2020 , Foto: Robert B. Fishman

Im Laden sind Bio-Nahrungsmittel teurer als die aus konventioneller Produktion. Allerdings geben die Preise nicht die wahren Herstellungskosten wider:

Die Tiere in der Massentierhaltung hinterlassen jede Menge Gülle, die die Bauern auf die Felder ausbringen. Die Folge: Die Böden sind überdüngt und können die Menge an Stickstoffverbindungen nicht mehr aufnehmen. Diese sickern ins Grundwasser und bilden dort Nitrat, das Menschen schädigt. Die Wasserwerke müssen immer tiefer bohren, um noch an einigermaßen sauberes Trinkwasser zu kommen. Überdüngte Seen und Teiche wuchern zu und „kippen um: Sie „eutrophieren“. Allein die Nitratbelastung des Trinkwassers verursacht in Deutschland jedes Jahr Kosten von 10 Milliarden Euro. Die bezahlen wir nicht bei Aldi oder Lidl an der Kasse, sondern mit unserer Wasserrechnung. Hinzu kommen die Folgekosten für antibiotika-resistente Keime, von denen vielen in den großen Ställen der Fleischfabrikanten entstehen. Dort bekommen die Tiere sehr viele Antibiotika, die über das Wasser und das Fleisch in den Menschen gelangen. Wird ein Mensch dann krank, wirken medizinische Antibiotika dann schlechter oder gar nicht mehr, weil die Keime Resistenzen gebildet haben. 2019 haben die landwirtschaftlichen Nutztiere in Deutschland ungefähr genau so viele Antibiotika geschluckt wie die Menschen: rund 670 Tonnen.

Die wahren Kosten der „konventionellen“ Landwirtschaft zahlen wir alle

Zahlreiche weitere Beispiele für diese von der industriellen Landwirtschaft externalisierten, als auf andere abgewälzten Kosten findest du hier, ebenso Beispielrechnungen für einzelne Lebensmittel. Würden wir alle Folgekosten der industriellen, konventionellen Fleischproduktion an der Supermarktkasse oder Ladentheke bezahlen, wäre Fleisch aus der Massentierhaltung ungefähr drei Mal so teuer wie heute und damit teurer als Bio-Fleisch. Details zu den wahren Kosten unserer Lebensmittel hat die Uni Augsburg in einer Studie ermittelt: Im Unterschied zu den aktuellen Lebensmittelpreisen zeichnen sich die „wahren Kosten“ („True Costs“) von Lebensmitteln dadurch aus, dass in diese auch Umwelt- und soziale Folgekosten eingehen, die bei der Herstellung der Lebensmittel entstehen. Sie werden von Lebensmittelproduzenten verursacht, aber aktuell – indirekt – von der Gesamtgesellschaft getragen. So zahlen die Verbraucher beispielsweise für die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen. Mittels „True Cost Accounting“ werden nicht nur die direkten Produktionskosten in den Preis eines Lebensmittels eingerechnet, sondern auch dessen Auswirkungen auf ökologische oder soziale Systeme in Geldeinheiten umgerechnet. 

Auch Bio-Lebensmittel verursachen Kosten, die nicht in die Ladenpreise einfließen. Die sind hier jedoch um 2/3 niedriger als in der Konventionellen Landwirtschaft.

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Geschrieben von Robert B. Fishman

freier Autor, Journalist, Reporter (Radio und Printmedien), Fotograf, Workshop-Trainer, Moderator und Reiseleiter

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